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Zur Geschichte

 

Im Jahr  1488  wurde die Pfarrei der Stadt Hechingen aus dem Kloster St. Luzen in die in der Oberstadt neu erbaute gotische Kirche „Unserer Lieben Frau und St. Jacob“ verlegt.

Bischof Friedrich von Augsburg, ein Bruder des Hauptstifters der Kirche, Graf Eitel Friedrich, weihte die Kirche samt 8 Altären am 1. Juni 1488.Zwei weitere Altäre wurden 1492, einer 1520 gestiftet. 1495 wurde an der Kirche ein Kollegiatsstift errichtet. Seither  führt die Kirche die Bezeichnung: Stifts- und Pfarrkirche. Das Stift bestand bis 1806.

 

Diese Kirche war eine hohe, aber kurze Hallenkirche mit einem Turm mit vier Giebeln und steilem, achtseitigem Helm. Die Kirche befand sich auf dem Gelände der heutigen, deckte aber nicht viel mehr als etwa die nördliche Hälfte des jetzigen Langhauses.

Trotz mehrfacher Instandsetzungsarbeiten  ab Beginn des 17. Jahrhunderts wurde das Gebäude zunehmend baufällig, und der Abbruch wurde beschlossen (Beginn am 11. November 1778).

Der an der Kirche gelegene Pfarrfriedhof wurde 1814 geschlossen und zur Heiligkreuzkapelle hinaus verlegt.

 

 

Zur Baugeschichte

 

Der heutige Bau der Stiftskirche wurde 1779 –17 83 unter dem Fürsten Joseph Wilhelm nach Plänen des französischen  Baumeisters Pierre – Michel d`Ixnard ( geb. 1723 in Nîmes  -  gest. 1795 in Straßburg) erstellt.

D`Ixnard war der erste Architekt, der den neuen, frühklassizistischen Stil in Süddeutschland konsequent anwandte. Er hatte bereits  einige große und künstlerisch beeindruckende Bauten geschaffen, vor allem die Kirchen in St. Blasien und in Buchau am Federsee, als er den Auftrag zu Plänen für die Hechinger Stiftskirche erhielt. Zeitgleich arbeitete er an den Ausführungsrissen für seinen größten Auftrag, einen Neubau eines großen Residenzschlosses in Koblenz für den Erzbischof und Kurfürsten von Trier.

 

Den Grundriss der Hechinger Stiftskirche  entwickelte d`Ixnard vollkommen symmetrisch in der West – Ostachse. Das 18,10 m breite Langhaus, das den Charakter eines festlichen  Saalbaus hat  (Verhältnis 3:5), erweitert sich vor dem Chor durch zwei querschiffartig herausgebaute Seitenkapellen. Der Chor ist gegenüber dem Hauptraum leicht eingezogen und hat einen halbrunden Schluss. Nach Osten schließt sich in der Mittelachse die geräumige Sakristei an.

Im Westen greift das Langhaus mit zwei Treppenhäusern  um den quadratischen Turm. Er enthält zu ebener Erde den Haupteingang, eine Vorhalle, darüber die Fürstenloge und im 3. Stockwerk die Orgelempore. Zwei weitere Eingänge befinden sich in der Mitte der Längsseiten.                                                              

 

  Zwistigkeiten verschiedenster Art machten den Baufortschritt ausgesprochen kompliziert, Einzelpläne für die Innengestaltung des Raumes   - Altäre und Chorgestühl, Westempore, Kanzel und Taufstein  - waren von d`Ixnard eingegangen, bevor ihm der Vertrag gekündigt wurde und die Ausführung dann unter neuer Bauleitung   -   und mit etlichen Veränderungen bei Details der Ausstattung  -  erfolgte.

Meinrad von Aw aus Sigmaringen verpflichtete sich auf die Deckenfresken im Chor, im Langhaus und in den Seitenkapellen, sowie in der Fürstenloge.

 

Am 12. Oktober1783 wurde die Kirche durch Bischof Maximilian von Konstanz zu Ehren des  Hl. Jakobus des Älteren geweiht.

 

„Eine sehr schöne Kirche“ befand Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1797, als er bei seiner Reise in die Schweiz durch Hechingen kam und die Kirche besuchte.

Die Kirche war zu einem beeindruckenden Zeugnis einer Zeit geworden, in der sich die Formensprache deutlich absetzte vom überkommenen barocken Raumempfinden: Symmetrie und Klarheit, Nüchternheit und Einfachheit, streng gegliederte Wandflächen mit plastischen Elementen, der Antike nachempfunden.

 

 

Erneuerungen und Restaurierungsmaßnahmen

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten Erneuerungen: Das Kircheninnere wurde farbig gefasst, was  40 Jahre später bereits wieder zurückgenommen wurde: die Wandflächen wurden weiß getüncht, Architekturlinien vergoldet, das Dachgebälk gefestigt...

 Die letzte umfassende Renovierung erfolgte in den Jahren 1981 – 1983:

Sanierung der Mauerkrone und des Dachstuhls, Einbau eines neuen Bodens und einer neuen Heizungsanlage.

 Rechtzeitig zur 200 - Jahrfeier der Weihe konnte in der Kirche wieder Gottesdienst gefeiert werden.

Im Jahr 2004 erfolgte der Einbau der neuen großen zweiteiligen Göckel – Orgel.

 

Bisherige Maßnahmen an Fassade und Turm:

1994: Umfassende Untersuchung und Schadensaufnahme der Außenfassade, Notsicherungsmaßnahmen an der Fassade und am Turm

!995: naturwissenschaftliche Untersuchungen am Naturstein; außerdem Befestigung loser Treppenstufen am Haupteingang der Kirche

1999: Untersuchung der Schäden am Sockelbereich der Außenfassade der Kirche, in den Folgejahren immer wieder diverse notwendige kleinere Reparaturen.

 

Kurze Beschreibung der Westfassade und des Turmes

 

Da der Blick von außen auf die beeindruckende Westfassade und den Turm derzeit durch das Baugerüst verwehrt ist, hier wenigstens eine kurze Beschreibung ( vgl. Genzmer S. 159ff):

Der massive Turm tritt halb aus der Stirnseite vor und löst sich über dem Hauptgesims der Kirche, das auch ihn umläuft, in einem Zwischengeschoss aus der Dachfläche.

Es folgen zwei freistehende durch ein Gesims getrennte Geschosse, darüber eine kupfergedeckte glockenförmige Haube mit Knopf und Kreuz. Den Übergang zwischen den beiden Geschossen bildet ein glatter Sockel, auf dessen Ecken je zwei Vasen mit Tuchgehänge stehen.

Ein Fries von Tuchgehängen zieht sich oberhalb der rundbogigen Schallöffnungen und um   das runde Uhrgeschoss und wiederholt sich an den Eckpilastern des Zwischengeschosses.

Das rechteckige Hauptportal ist mit einem kräftigen Gesims überdeckt, das auf Konsolen mit freihängenden Lorbeerkränzen ruht. Darüber befindet sich zwischen zwei Urnen das Hohenzollerische Allianzwappen.

Über der Tür trägt eine Marmorplatte die Aufschrift:

 

 

ECCE TABERNACULUM DEI CUM HOMINIBUS ET HABITABIT CUM EIS.

APOC. 21.3

 

„Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen, und er wird in ihrer Mitte wohnen“

 

Programm und Maßstab für den Raum, den wir hoffentlich bald wieder durch diese Tür betreten können!